Dana denkt in Bildern
(Ausgabe 4 / 2024) Multitalent Dana Seyringer ist Wissenschaftlerin am Forschungszentrum Mikrotechnik und seit März Professorin für Photonik. Ihren Erfolg verdankt sie Farben und Bildern. Mit ihrem Wissen stärkt sie insbesondere Mädchen auf ihrem Weg in die Technik.
Vom visuellen Denken zur Spitzenforschung
Dana Seyringer, Multitalent und Spitzenforscherin, ist Senior Scientist am Forschungszentrum Mikrotechnik und seit März Professorin für Photonik. Bekannt für ihre wegweisende Arbeit in der Optik, verdankt sie ihren Erfolg nicht nur ihrem Fachwissen – sondern auch ihrer bildhaften Vorstellungskraft. Dana ist ein visueller Typ: Sie denkt in Bildern und ist zudem sprachbegabt. Neben ihrer Leidenschaft für die Wissenschaft liebt die gebürtige Slowakin die Poesie und Fotografie, und in ihrer Forschung setzt sie auf die Kraft der Visualisierung.
Ein Zeichen der Wertschätzung – die Professur in Photonik
Ihre Professur in Photonik, verliehen von der damaligen slowakischen Präsidentin, ist eine der höchsten akademischen Anerkennungen in der Slowakei: ein Zeichen der Wertschätzung für ihre wissenschaftlichen Leistungen und pädagogischen Aktivitäten, erzählt Dana im Gespräch.
Die Professur erlangte sie an einer der weltweit renommiertesten Universitäten im Bereich der Photonik: der Slowakischen Technischen Universität in Bratislava – sie ist jedoch nicht stellengebunden. Dana hat in den 1990er Jahren dort studiert und ist der Institution seither eng verbunden geblieben: mit Lehraufträgen, Forschungsprojekten, Publikationen und Konferenzen. Für die FHV ist Danas Alma Mater eine wichtige Kooperationspartnerin.
Optische Innovationen: Forschung am OCT-Chip und mehr
Seit mehr als zwanzig Jahren widmet sich Dana dem Design passiver optischer Komponenten. Ein wichtiger Bereich ihrer Forschung ist die Entwicklung eines innovativen OCT-Chips, der das Potenzial hat, die Augenheilkunde zu revolutionieren.
„Heutige kommerzielle Lösungen haben mehrere Nachteile“, erklärt Dana, „etwa die Nichtanwendbarkeit am Point-of-Care, also direkt am Behandlungsort der Patient:innen, hohe Empfindlichkeit, hohe Betriebskosten und hohen Personalaufwand. Im Vergleich dazu haben hochintegrierte, miniaturisierte photonische Geräte einen geringen Platzbedarf, da die Kerntechnologie auf Chipgröße reduziert wird. Aufgrund ihrer Kleinheit sind sie überall einsetzbar. Sie ermöglichen nicht-invasive Untersuchungen am Point-of-Care, sind robust und kostengünstig“ (mehr dazu in ihrem Leitbeitrag Lichtsignale im Forschungsnewsletter 1 / 2024).
Ärzt:innen werden also zukünftig ein praktisches Gerät zu den Patient:innen bringen können und direkt vor Ort Bilder der Netzhaut erstellen, etwa um Auffälligkeiten zu erkennen.
Neben der klinischen Anwendung entwickelt Dana Chips für optische Netzwerke, die, miteinander verbunden, für verschiedene Anwendungen gleichzeitig genutzt werden können. So kann man neue Aspekte und Fragestellungen in diese Netzwerke einbauen: In Tunnels, beispielsweise, messen Sensoren physikalische Eigenschaften wie Druck und Temperatur, um Warnungen bei kritischen Werten auszulösen. Auch in der Lagerung von Lebensmitteln spielen diese Technologien eine wichtige Rolle.
Wissen weitergeben: Engagement für die Photonik-Bildung
Danas tägliche Arbeit als Forscherin umfasst auch die Weitergabe ihres Wissens, denn sie ist leidenschaftlich daran interessiert, junge Menschen für die Photonik zu begeistern. Sie leitet Workshops für Schulkinder und ist in der Education Group der österreichischen Plattform für Photonik aktiv. „Es ist mir sehr wichtig“, betont Dana, „mein Wissen weiterzugeben, und ich würde gerade auch jungen Mädchen raten, dass sie ihren Weg in die Technik gehen sollen.“
Ihre Begeisterung teilt Dana auf internationalen didaktischen Konferenzen, und neue Termine für kommende Workshops in Schulen sind geplant.
Danas Weg in die Forschung
Der Funke für die technische Wissenschaft sprang bei ihr eher spät über, schildert Dana – zudem: „Als ich Kind war, gab es noch keine Photonik. Photonik ist eine sehr junge Technologie.“
Dana studierte Mikroelektronik und wollte ursprünglich Lehrerin werden. Bereits in der Mittelschule gab sie Mathe-Nachhilfe. Früh hatte sie den Wunsch, Wissen zu vermitteln. Während ihrer Diplomarbeit entdeckte Dana dann ihr Interesse an wissenschaftlichen Problemen und deren Lösung. So begann sie mit einem Doktorat. „Ich wollte forschen und gleichzeitig unterrichten“, erinnert sich die vielseitig Begabte, denn eigentlich, in der Volksschule, hatte sie Schriftstellerin werden wollen: „Ich hab schon als Kind Geschichten und Gedichte geschrieben. Aber auch Medizin hat mich interessiert. Ich hatte viele Interessen.“
Als Nachrevolutionskind im Ausland und forschen an der FHV
Als Nachrevolutionskind, nach der Samtenen Revolution von 1989, ist Dana als Studierende im dritten Uni-Jahr in eine neue Ära der Freiheit hineingewachsen. Die Grenzen wurden geöffnet, man unterschrieb akademische Verträge zwischen den Universitäten, und die Studierenden durften reisen – Dana war eine von ihnen: als Austauschdoktorandin an der University of Hull und für ihr zweites Doktorat an der Johannes Kepler Universität Linz, wo sie auch ihren Mann, den Vorarlberger Heinz Seyringer kennenlernte.
Das Paar zog nach Vorarlberg. Dana wechselte, von der Mikroelektronik kommen, in die Photonik und eignete sich in nur einem Jahr ein herausragendes Wissen an: So begann für sie mit der Jahrtausendwende eine sehr erfolgreiche Zeit als R&D-Managerin bei Photeon Technologies. „Es waren für mich sehr wichtige acht Jahre, eine prägende Phase für meine Karriere“, fügt die Expertin an. Bereits nach einem Jahr hatte das Unternehmen erste Chips entwickelt. Dana sicherte sieben Patente und wurde 2005 von FEMTech zur „Forscherin des Monats“ gekürt. Damals schon war sie in der Betreuung von Studierenden aktiv; zwei ihrer Student:innen gewannen sogar Preise für ihre Masterarbeiten.
Nach dieser intensiven Zeit in der Wirtschaft fand Dana 2008 an der FHV ein ideales Umfeld, um ihre Forschung weiter voranzutreiben und die Forschung der FHV aktiv mitzugestalten – einschließlich regelmäßiger Einladungen, auf internationalen wissenschaftlichen Konferenzen über ihre Ergebnisse zu referieren.
Familie, Freude am Fotografieren und viele Möglichkeiten
Ihr Privatleben ist Dana allerdings genauso wichtig wie ihre beruflichen Erfolge. „Mein Leben besteht nicht nur aus Arbeit“, betont sie, „ich nehme mir auch für die Familie Zeit.“
Die Welt ist bunt, und Dana liebt es, sie in der Natur durch die Linse ihrer Kamera festzuhalten – wenn auch heute nicht mehr so oft wie früher. Früher, in der Slowakei, veröffentlichte sie ihre Fotografien und auch einen Buchband mit eigenen Gedichten. „Das Leben reicht mir nicht für all das, was ich machen möchte“, sagt Multitalent Dana Seyringer lächelnd: „Die Welt ist bunt, und man hat viele Möglichkeiten – aber man muss sich entscheiden.“
Zur Person:
Dana Seyringer, Professorin für Photonik und Mutter zweier erwachsener Töchter, ist in Martin in der Slowakai aufgewachsen. Als habilitierte Senior Scientist der FHV forscht sie im Bereich Design passiver optischer Komponenten und gilt als Koryphäe in der Photonik. Von der Textilschule kommend, promovierte sie 1996 an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der Slowakischen Technischen Universität in Bratislava und 1998 an der Johannes Keppler Universität in Linz. Die Trägerin des Vorarlberger Wissenschaftspreises 2016 hat zwei Bücher und zahlreiche Publikationen veröffentlicht. Zudem betreut Dana Studierende vom Bachelor über den Master bis zum Doktorat.
Ihre freie Zeit verbringt Dana bevorzugt mit ihrer Familie und in der Natur.
Weiterführende Links:
Photonics Austria – Österreichische Plattform für Photonik
FEMtech. Frauen in Forschung und Technologie