FHV-Labor für beschleunigte Lebensdauerprüfungen
Materielle Produkte werden während ihrer Lebensdauer einer Vielzahl von Belastungen ausgesetzt, die sowohl von der Verwendung an sich als auch von der Umgebung ausgehen können. Jede einzelne dieser Belastungen, die auch zeitgleich wirken können, verringert die Zeit bis zum Versagen des Produkts. Während die Zeit bis zum Versagen in einer nachhaltigen Wirtschaft möglichst lange sein sollte, muss sie in jedem Fall zumindest länger als die gesetzliche Gewährleistungsfrist sein. Hersteller müssen also schon zum Zeitpunkt des Inverkehrbringens ihrer Produkte wissen, wann das Produkt aller Voraussicht nach versagen wird und sicherstellen, dass die erwartbare Produktlebensdauer die Gewährleistungsperiode nicht unterschreitet.
Mit Langzeit-Lebensdauerprüfungen lassen sich mithilfe statistischer Verfahren Produktzuverlässigkeiten quantifizieren, die Prüfungen sind allerdings zeitaufwendig und damit auch teuer. Zudem bietet die Statistik allein keine Hilfestellung bei der Identifikation und Ausräumung von Ausfallsmechanismen. Gerade vor dem Hintergrund ständig kürzer werdender Produktentwicklungszyklen sind jedoch schnelle und zuverlässige Aussagen hinsichtlich erwartbarer Lebensdauern sowie potenzieller Schwachstellen essenziell.
Produkte schnell altern lassen
Mit dem im Juni 2021 an der FHV neu eröffnetem “Lab4ALT” werden durch die Kombination von Methoden der künstlichen Alterung mit umfangreichen in-situ und post-mortem Analysen beide Anforderungen aufgegriffen. In dem von der FFG geförderten Projekt (Projektnummer 883971) wird in den kommenden fünf Jahren ein wissenschaftlicher Knotenpunkt für beschleunigte Lebensdauerprüfungen (engl. Accelerated Lifetime Testing, ALT) und Zuverlässigkeitstechnik entwickelt und etabliert. Unternehmen der produzierenden Industrie, die einem hohen Qualitätsanspruch genügen müssen, bekommen damit eine Anlaufstelle in der Region. “Wir wollen innovative Unternehmen bei ihren Bemühungen unterstützen, die Lebensdauer ihrer Materialien und Produkte unter dem Einfluss verschiedener Stressoren und Umweltbedingungen schnell und zuverlässig vorherzusagen sowie ihnen dabei helfen, Ausfallsmechanismen besser zu verstehen. Die gegebene Förderstruktur erlaubt uns dabei Kompetenzen genau da aufzubauen, wo die Unternehmen es brauchen”, sagt Stefan Arzbacher, Leiter des Projektes. Nachdem der Aufbau der Projektinfrastruktur seit Anfang Dezember fertig ist, sei jetzt der perfekte Zeitpunkt für Industrie und Wirtschaft, mit möglichst konkreten Problemen und Herausforderungen die Projektziele mitzugestalten.
Jänner 2022