Fabian Rebitzer, Leiter der Forschungsgruppe Empirische Sozialwissenschaften, im Gespräch

 

Als wissenschaftlicher Assistent begann Fabian Rebitzer seine Arbeit an der FHV. Heute leitet er die Forschungsgruppe Empirische Sozialwissenschaften. Mit ihrer interdisziplinären Arbeit tragen Fabian und sein Team zum Gelingen eines guten Lebens in Vorarlberg bei.

Fabian, was zeichnen die Leistungen der Forschungsgruppe Empirische Sozialwissenschaften aus?

In erster Linie zeichnet uns die große Range psychosozialer und sozioökonomischer Themen aus, zu denen wir forschen. Das spiegelt sich auch in unserer vielfältigen Methodenkompetenz wider, die wir hierfür benötigen. Regional sind wir stark auf Vorarlberg und die Bodenseeregion fokussiert. Auf diesem räumlich begrenzten Markt müssen wir in der Lage sein, ein breites Themenspektrum zu bearbeiten. Unser Team ist interdisziplinär aufgestellt und wir arbeiten häufig mit Partner:innen zusammen: hochschulintern, mit Praxispartner:innen und auch mit anderen Universitäten in der Region und ganz Europa.

Soweit ich weiß, ist die Bezeichnung „interdisziplinär“ für euer Team nicht nur eine leere Worthülse.

Ja, das Team setzt sich sehr heterogen zusammen. Insgesamt sind wir zu zwölft: Hochschullehrende und Postdocs bis hin zu wissenschaftlichen und studentischen Mitarbeiter:innen aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen – Soziologie, Psychologie, Betriebswirtschaft, Gesundheitswissenschaft, Pflegewissenschaft und weitere. Dieses Miteinander ist in der Region sicher einzigartig, weil die meisten Forschungseinrichtungen einen fachlichen Zuschnitt haben. So, wie wir aufgestellt sind, können wir für jeden Forschungsauftrag im empirisch-sozialwissenschaftlichen Bereich ein maßgeschneidertes Team bilden, das die erforderlichen Kompetenzen mitbringt.

Aber trotzdem habt ihr für eure Arbeit thematische Schwerpunkte definiert?

Das stimmt. In einem partizipativen Prozess haben wir fünf strategische Schwerpunkte festgelegt: Kunst & Kultur, Soziale Arbeit & Ungleichheit, Gesundheit & Pflege, New Work & Organisation und Community Development. Das sind für die soziale, ökonomische und kulturelle Entwicklung Vorarlbergs und der Bodenseeregion insgesamt relevante Themenbereiche, in denen wir unseren Beitrag leisten wollen. Wir verstehen uns auch als „Tool“ und unterstützen die Vorarlberger Gesellschaft und die Politik, indem wir empirische Daten als Entscheidungsgrundlage für Maßnahmen liefern.

Kannst du uns dazu konkrete Beispiele oder Projekte nennen?

Wir forschen zum Beispiel im Auftrag der Vorarlberger Landesregierung zu den Lebens- und Einkommensverhältnissen von Künstler:innen. Oder wir entwickeln gerade ein Forschungsprojekt mit dem Arbeitstitel „Culture Cares“. Es nimmt die spannende Schnittstelle von Kunst & Kultur und Gesundheit & Pflege in den Blick. Geplant ist hier die Zusammenarbeit mit regionalen Gesundheitseinrichtungen und Vorarlberger Künstler:innen.

Was ist deine Vision als Leiter der Forschungsgruppe?

In unserem Feld zählt die stete Offenheit für neue Impulse, Entwicklungen und Fragen in der Gesellschaft und die Flexibilität, wo nötig auch kurzfristig entsprechende Forschungsdesigns und Projekte zu entwickeln. Uns treibt die Neugier auf morgen an und die Frage, was wir bereits jetzt dafür tun können. Dabei wollen wir in unserem Tun immer den Bezug zum Land und zur regionalen Gesellschaft beibehalten und einen Beitrag für ein gelingendes gutes Leben in Vorarlberg leisten.

Welche Rahmenbedingungen braucht es dafür, was sind die Erfolgsfaktoren für anwendungsorientierte Forschung in diesem Bereich?

Als Sozialwissenschaftler:innen brauchen wir keine hochtechnischen Labors, mit unseren Köpfen und Rechnern sind wir gut gerüstet. Wir sind aber auf gute Netzwerke angewiesen. Ich bin überzeugt, dass Innovationen immer aus den Zwischenräumen heraus entstehen und nicht in den etablierten Bereichen. Dafür braucht es Austausch und Gespräche.

Wie sieht die Zukunft der empirischen Sozialwissenschaften aus? Welche Trends beobachtest du?

Unsere Forschung fokussiert auf jeweils aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen und Themenstellungen, die sich mit der Zeit natürlich ändern. Themen kommen und gehen: Corona hat zur Polarisierung der Gesellschaft beigetragen. Aktuell wächst die soziale Ungleichheit, dazu haben wir einige Projekte laufen. Auch Themen wie neue Familienbilder, Kinderbetreuung oder die Erwartungshaltung zu Familie und Arbeit beschäftigen uns.

Abschließend, warum begeistern sich junge Nachwuchswissenschaftler:innen für empirische Sozialwissenschaften?

Diese Disziplin ist unglaublich spannend. Regelmäßig steht man vor völlig neuen Themenfeldern, trifft auf neue Stakeholder mit neuen Fragestellungen. Wir lernen immer etwas dazu, es ist nie more of the same. Also ideal für Menschen, die gerne ihren Horizont erweitern.

 

Zur Person:
Fabian A. Rebitzer, 42 Jahre, ist gebürtiger Konstanzer. Nach seinem Studium der Soziologe und deutschen Literatur-, Sprach- sowie Medienwissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel arbeitete er am dortigen Institut für Sozialwissenschaften. 2011 kam er als wissenschaftlicher Mitarbeiter für ein Projekt zum Fachkräftebedarf an die FHV. Seit 2020 leitet er die Forschungsgruppe Empirische Sozialwissenschaften. Fabian engagiert sich besonders für Gendergerechtigkeit und Diversität und leitet die Stabstelle Diversität. Privat findet Fabian Ausgleich mit seinen zwei Hunden, bei der Arbeit in seinem kleinen Garten oder einfach bei einem guten Buch.

Kontakt

Mag. Fabian Andreas REBITZER
Leiter Forschungsgruppe Empirische Sozialwissenschaften, Stabsstelle Diversität
G316

April 2023