Forschen für eine bessere Gesundheit
(Ausgabe 2 / 2024) Human-Centred Technologies im Zeichen der Forschung für eine bessere Gesundheit: Die FHV generiert und vermittelt dazu Wissen von hoher gesellschaftlicher Relevanz. Der Aufbau eines Health Innovationszentrums ist das Ziel.
Leitbeitrag von Guido Kempter zum FHV-Forschungsthema Gesundheit innerhalb des Forschungsschwerpunkts Gesundheit und Pflege.
Gesundheitsförderung in Organisationen und Gesundheitsforschung an der FHV
Wir kennen viele Faktoren, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken wie z.B. einseitige Bewegungen, ungünstige Körperhaltungen, ungewöhnliche Arbeitszeiten, schlechte Beleuchtung und mangelnde Belüftung. Sie führen zu arbeitsbezogenen Schmerzen, chronischer Erschöpfung und Schlafstörungen oder verursachen Krebs.
Die Gesundheitsforschung der FHV unterstützt Organisationen in der Umsetzung von gesundheitsfördernden Projekten, in denen es um die Vermeidung oder Verringerung solcher Faktoren geht.
Zukunftsvision Health Innovationszentrum
Vor diesem Hintergrund plant die FHV in den kommenden Jahren den Aufbau eines Health Innovationszentrums. Erklärtes Ziel ist es, mit Unternehmen und Systempartner:innen der gesundheitlichen Versorgung in Vorarlberg Innovationen im Bereich der digitalen Gesundheit aktiv voranzutreiben. Es gilt, hochqualitatives Know-how verfügbar zu machen als Antwort auf steigende Erwartungshaltungen, wie sie von Bürger:innen, Klient:innen und Mitarbeiter:innen hinsichtlich der Verfügbarkeit, Qualität und Individualisierung von Programmen zur Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung zunehmend formuliert werden.
Jetzt schon setzt das Forschungszentrum Human-Centred Technologies (HCT-Research) erfolgreich anlassbezogene Projekte um, die sich der Gesundheitsförderung widmen. Ausgangspunkt sind zumeist Produkte und Räume, die auf falschen Designkriterien basieren und Menschen krank machen. An biologische und psychologische Anforderungen angepasste Produkte und Räume können aber auch das Gegenteil bewirken.
Entwicklung von Medizinprodukten und erfolgreiche Zusammenarbeit
Insbesondere richtet sich der Fokus von HCT-Research auf die Medizintechnologie: Sie unterstützt prinzipiell die Genesung von kranken oder verletzten Menschen. Doch auch hier kann ein optimales Ergebnis nur dann erzielt werden, wenn sie richtig eingesetzt ist.
Medizinprodukte müssen in den Einsatzumgebungen und für die vorgesehenen Anwendungen erwiesenermaßen sicher und effektiv sein. Sie entfalten ihren medizinischen Nutzen also nur dann voll, wenn sie richtig konfiguriert und eingesetzt sind. So ist beispielsweise bei der Gestaltung der Bedienoberfläche von Geräten die Berücksichtigung von Risiken für Patient:innen und Klinikpersonal notwendig - sowohl unter Normalbedingungen als auch unter Fehlerbedingungen.
Der Medizintechniksektor in Vorarlberg ist klein, aber er wächst. Gemeinsam mit System Industrie Electronic in Lustenau hat HCT-Research bestehende Medizinprodukte internationaler Unternehmen so umgestaltet, dass ihr Einsatz heute nachweislich effizienter und effektiver ist. Darüber hinaus unterstützen unsere Forscher:innen kleine Unternehmen und Start-ups in Vorarlberg bei der Entwicklung neuer medizinischer Produkte. Dies erfordert Innovationsleistung im Hinblick auf völlig neue Bedienkonzepte, gleichermaßen ausgerichtet für Fachpersonal und für Laien. Anwendung finden human-centred Technologies made at FHV jetzt schon in etlichen Unternehmen wie beispielsweise AquaQuinta in Altach, stAPPtronics in Sulz, Texible in Dornbirn oder Vita Aktiva in Altach.
Beleuchtungskonzepte für Schichtarbeit
Ein weiteres Feld, in dem wir zukunftsträchtig forschen und entwickeln, sind gesundheitsförderliche Beleuchtungskonzepte.
Gemeinsam mit Zumtobel Lighting hat HCT-Research zum Beispiel in Vorarlberger Polizei-Leitzentralen gesundheitsförderliche Beleuchtungskonzepte für die Schichtarbeit umgesetzt; ausgehend von eigenen Forschungsergebnissen, die aufzeigen, wie der Schlaf auch bei Schichtarbeit verbessert und die Leistungsfähigkeit erhöht werden können. Die Erkenntnisse flossen sogar in die Bewertungsmaßstäbe für Gütesiegel der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) ein.
Gemeinsam mit Tridonic wurde ein elektronisches Steuerungssystem für gesunde Beleuchtung patentiert. In dieser Unternehmenskooperation wurde beispielsweise darauf geachtet, dass das Lichtflimmern von LED-Leuchten nicht wirksam wird.
Erweiterung der Gesundheitskompetenz aller
Aktuelle Gesundheitsforschung zielt auch darauf ab, die Gesundheit der Gesamtbevölkerung durch Prävention und Gesundheitsförderung zu verbessern. Damit verbunden sind Untersuchungen der physischen, psychischen und sozialen Bedingungen von Gesundheit und Krankheit wie auch die Ableitung von bedarfsgerechten Maßnahmen. Angestrebtes Ziel ist eine Erweiterung der Gesundheitskompetenz der Gesamtbevölkerung. Hierzu setzt HCT-Research derzeit folgende kooperative Projekte um:
- Partizipative Programme zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz mit der aks gesundheit in Bregenz
- Programm zur Gesundheitsprävention als Angebot für Vorarlberger Unternehmen mit der Österreichischen Krebshilfe Vorarlberg
- Entwicklung und Implementierung von Dienstleistungen für die häusliche Pflege und Betreuung mit der connexia-Gesellschaft für Gesundheit und Pflege in Bregenz
- Erarbeitung von Lösungen für die klimaangepasste Gesundheitsförderung mit der Regio im Walgau
- Implementierung von pflegeunterstützenden Lösungen und neuen Heilverfahren für mehrere Pflegeeinrichtungen in Vorarlberg
Organisationen, die sich mit Gesundheitsförderung und Prävention beschäftigen, finden in HCT-Research eine kompetente Partnerin: sowohl in der Umsetzung von anwendungsorientierten Forschungsprojekten oder der Entwicklung von Gesundheitstechnologien als auch in der Implementierung von Gesundheitsförderungsprogrammen.
Zum Autor:
Guido Kempter studierte Psychologie und Biologie an den Universitäten Innsbruck, München und Illinois, promovierte an der Universität Duisburg und der Psychiatrischen Poliklinik Inselspital Bern und arbeitete am Dartmouth College in den USA (Department of Psychological and Brain Sciences), an der Universität München (Institut für Medizinische Psychologie) und der Universität Paris (Laboratoire Cognition & Usages) an verschiedenen psycho-physiologischen Fragestellungen der Mensch-Technik-Kommunikation. Im Jahr 2000 kam Guido an die FHV. 2003 gründete er hier das interdisziplinäre Forschungszentrum, das heute die Zusatzbezeichnung Human-Centred Technologies trägt.
Interessierte sind eingeladen, unverbindlich mit dem Autor Kontakt aufzunehmen.
Forschungszentrum Human-Centred Technologies, FHV