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Interview Johannes Steinschaden

11.04.2025
„Es reicht nicht mehr aus, sich einfach etwas zu trauen“

In wenigen Wochen beginnt für Johannes Steinschaden, Studiengangsleiter Mechatronics, mit der Pensionierung ein neuer Lebensabschnitt. Mehr als 30 Jahre lang hat er sich für die FHV in unterschiedlichen Funktionen engagiert. Bevor der Niederösterreicher an seinen Nachfolger Benedikt Reick übergibt, werfen wir mit ihm einen Blick zurück auf die Anfänge und Entwicklungen der Hochschule im Lauf der Zeit.

 

Das Credo von Johannes Steinschaden und seinem Team war es immer, in die Industrie und Wirtschaft „hineinzuhören“. Daher hat sich sein Studiengang immer weiter in Richtung Engineering entwickelt. Er ist überzeugt: Moderne Produkte entstehen nicht nur durch Mut zur Innovation, sondern vor allem durch Kenntnisse in der Mathematik und Physik. Die Studiengänge Bachelor Mechatronik und Master Mechatronics schaffen die Voraussetzungen für den Erfolg in der Industrie.


Ein kurzer Rückblick auf deine Anfänge an der FHV?

Johannes Steinschaden: Ich habe am 1. Juni 1993 am Technikum Vorarlberg, am Standort der neuen Textilschule in der Höchsterstraße, begonnen. Aufmerksam bin ich auf diese Stelle – ausgeschrieben als Hochschullehrer – durch ein Inserat im Standard geworden. Der damalige Geschäftsführer Markus Linhart, der damals höchste wissenschaftliche Beamte der Vorarlberg Landesregierung Hubert Regner und die damalige Landesrätin Liesl Gehrer sind öfter nach Wien gereist. Den Arbeitsvertrag habe ich im Cafe Central in der Herrengasse im ersten Bezirk unterschrieben.

 

Wie beschreibst du den Start rückblickend?

Johannes Steinschaden: Das Ziel war es von Anfang an, den Studierenden das Beste zu bieten. Es gab erfreulich wenig Vorschriften und Anweisungen. Trotzdem waren die Spielregeln erstaunlich klar. Unsere ersten Jahrgänge hatten natürlich auch mit Stolpersteinen zu kämpfen, aber wir haben alle an einem Strang gezogen.

 

Wie hat sich die Hochschule seither aus deiner Sicht entwickelt?

Johannes Steinschaden: Für die Studierenden hat vor allem der Neubau 2005 extrem viel gebracht. Sie waren davor im Gebäude einer HTL und hatten nun endlich wirklich eine Hochschule. Die technischen Labore, nun mit einem 24/7 Zugang, haben völlig neue Chancen ergeben. Heute ist die Hochschule durch Forschungszentren und einen Blumenstrauß an Studiengängen breit aufgestellt.

 

Wie haben sich die Studiengänge in der Zeit entwickelt?

Johannes Steinschaden: Ich hatte sogar noch die Leitung des Diplomstudiums, damals Technisches Produktionsmanagement genannt, übernommen. Die Umstellung auf das Bachelor-Master-System haben meine Lehrenden und ich als Chance gesehen, Neues ins Studium einzubringen. Wir haben immer in die Industrie und Wirtschaft hineingehört und daher das Studium immer stärker in Richtung Engineering fokussiert. Moderne Produkte verlangen wirklich tiefes Verständnis von Elektronik, Maschinenbau und Programmierung. Ohne Physik und Mathematik ist das nicht zu schaffen. Es reicht nicht mehr aus, sich einfach etwas zu trauen. Ohne Innovationen vorab durch Simulationen und Berechnungen absichern zu können, ist es einfach zu teuer und zu langwierig. Heute schaffen wir im Bachelor Mechatronik und besonders im Masterstudium Mechatronics die Voraussetzungen für den Erfolg in der Industrie.

 

Wie haben sich die Studierenden in den Jahren entwickelt?

Johannes Steinschaden: Was mich immer wieder beeindruckt hat, ist die Entwicklung der Studierenden vom Einstieg bis zum Studienabschluss – sowohl fachlich als auch persönlich. Das Bemühen, mehr Frauen in das technische Studium zu bekommen, war mir immer ein großes Anliegen. Gemeinsam mit Mitarbeitenden und externen Partner, wie der Industriellenvereinigung, der Wirtschaftskammer Vorarlberg, der VEM und der Politik nehmen wir zum Beispiel seit Jahrzehnten aktiv an Aktionstagen teil. Dennoch ist es nicht gelungen, den Frauenanteil in der Technik signifikant zu erhöhen. Jedoch bleibt das Thema wichtig, auch für meinen Nachfolger Benedikt Reick. Es kann aus unserer Sicht nicht genug Technikerinnen mit neuen Sichtweisen und Impulsen geben. Ingenieurinnen haben in jedem Fall sehr gute berufliche Chancen und spannende Zukunftsaussichten.

 

Wie konntest du dich am Arbeitsplatz an der FHV entwickeln?

Johannes Steinschaden: Sowohl als Lehrperson in den ersten knapp sieben Jahren als auch als Studiengangsleitung (und Lehrperson) in den darauffolgenden mehr als 25 Jahren habe ich es sehr geschätzt, dass ich inhaltlich und organisatorisch sehr offen sein konnte. Das Niveau des Studiums war immer hoch. Das ist natürlich auch dem großen Engagement der Lehrenden, den Mitarbeitenden in den Laboren und in der Administration zu verdanken.

 

Worauf bist du stolz?

Johannes Steinschaden: Auf die zahlreichen Alumni und die Forschungszentren der FHV, deren Erkenntnisse einen direkten Transfer in die Lehre ermöglichen.

 

Was wirst du nach deiner Zeit an der FHV am meisten vermissen?

Johannes Steinschaden: Die Arbeit mit den Menschen und die Menschen an der FHV.

 

Welche Pläne hast du für die Pension?

Johannes Steinschaden: Definitiv keine.

 

Was wünschst du der FHV für die Zukunft?

Johannes Steinschaden: Engagierte Studierende, Lehrende, Forschende und Mitarbeitende.

 

Danke für das Gespräch.

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