FFG-Projekt „Klingel: Klima-angepasst und gesund leben“ startet

 

Der Klimawandel ist längst messbar. Extreme Wetterlagen wie Hitzeperioden, aber auch Hochwasser, Starkregen und Stürme nehmen selbst in unseren gemäßigten Zonen zu. Während junge und gesunde Menschen Perioden mit extremer Hitze noch leicht wegstecken, leiden ältere und gesundheitlich eingeschränkte Personen unter Hitzewellen. Krankenhauseinweisungen und sogar Übersterblichkeit während Hitzeperioden nehmen nachweisbar zu. Präventive Maßnahmen sind weitgehend bekannt: ausreichendes Trinken, richtiges Lüften sowie Beschatten der Wohnung und Planung von Aktivitäten. Nur leider werden diese Maßnahmen im Alltag oft vergessen.

Sonne strahlt durch geschlossene Jalousie | © FHV/Karin Trommelschläger
Mittels Sensortechnologie den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels beikommen: Das Projekt „Klingel“ will Betroffene von Hitzewellen zu präventiven Maßnahmen motivieren. ©Karin Trommelschläger

Im Projekt „Klingel“ wird Sensortechnologie eingesetzt, um betroffene Personen mit Nachrichten auf ihr Handy oder Smartphone zu motivieren, diese vorsorgenden Maßnahmen auch einzuhalten. Das Projekt setzt dabei auf drei Säulen – erstens: Trinkverhalten, Lüften, Beschatten; zweitens: Planen der Aktivitäten und drittens: Bewusstmachen des positiven Effekts von Begrünungsmaßnahmen. Zu letzterem sind neben Informationen auch konkrete Pflanzaktionen geplant.

User-Szenario

Erna Egger ist 78 Jahre alt und lebt allein. Trotz ihres fortgeschrittenen Alters erledigt sie den Haushalt weitgehend selbständig, auch wenn es nicht mehr so schnell von der Hand geht wie in jüngeren Jahren. Vom mobilen Hilfsdienst kommt einmal pro Woche Simone Neyer und geht ihr zur Hand. Frau Neyer hat auch eine Broschüre hinterlassen, in der beschrieben ist, wie Frau Egger am besten mit der heißen Jahreszeit zurechtkommt. Das hat Frau Egger auch schon festgestellt, dass sie sich während besonders heißer Tage nicht so wohl fühlt, es ihr mitunter schwindlig wird und sie sich erschöpft fühlt. Sie will sich die Ratschläge zu Herzen nehmen. Aber sie hat auch den Ehrgeiz, ihre Wohnung sauber zu halten und sich selbst zu versorgen und zu kochen. Sie soll genug trinken, steht in der Broschüre, doch sie vergisst es, und sie empfindet auch keinen Durst. So ist es auch mit dem Lüften und mit dem Planen ihrer Aktivitäten, beides soll sie morgens und abends erledigen, aber wenn sie gerade mitten in der Hausarbeit ist, möchte sie diese auch nicht liegen lassen.

Neuerdings hat Frau Egger ein Gerät in der Toilette, das anhand ihres Urins feststellt, ob sie genug getrunken hat. Sie bekommt dann regelmäßig eine Erinnerung als SMS, sich doch noch ein Glas Wasser einzuschenken. Manchmal bekommt sie auch die Meldung „Bravo, du hast heute ausreichend getrunken. Bestimmt fühlst du dich heute auch viel wohler“. Da außerdem ein Raumsensor installiert wurde, der Temperatur, Luftfeuchte und CO2-Gehalt misst und mit der aktuellen Wettersituation über einen Wetterdienst abgleicht, bekommt sie auch eine Erinnerung zum Lüften und Beschatten ihrer Wohnung sowie einen Hinweis, wann die beste Tageszeit ist, um Aktivitäten, wie zum Beispiel Einkäufe, zu planen. Tatsächlich stellt Frau Egger fest, dass die Temperaturen im Raum während Hitzeperioden niedriger sind als vorher.

Gesundheitlicher Nutzen und Gemeinschaft

In der Straße, in der sie wohnt, wurden auch Bäume und Sträucher gepflanzt, so dass mehr Schattenplätze entstehen. Erna Egger hat sich gern gemeldet, als sie gefragt wurde, ob sie sich zusammen mit anderen Bewohner:innen der Straße um die neuen Bepflanzungen kümmern möchte. Da die Bepflanzungen mit Pflanzsensoren ausgestattet sind, bekommt sie auch hierzu eine Nachricht, wenn es Zeit ist, die Bäume und Sträucher zu gießen. Eine optimale Tageszeit aufgrund des Wetters wird gleich mit angegeben. Sie freut sich, dass sie für die Gemeinschaft in der Straße etwas beitragen kann. Außerdem trifft sie bei der Pflanzenpflege meist Nachbar:innen, und es ergibt sich noch ein nettes Gespräch.

Vorarlberger Konsortium

Am Projekt beteiligt sind außer der FHV die Sozialdienste Götzis, die Regio Im Walgau, Intefox GmbH und Butterweck KG. „Klingel“ wird im Rahmen der FFG-Ausschreibung „Digitale Technologien für Mensch und Gesellschaft“ durchgeführt und wird gefördert vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK).

April 2023