Digitale Kompetenz in der Pflege

 

(Ausgabe 1 / 2024) Die Digitalisierung ist längst auch in der Pflege angekommen: Man spricht von Pflege 4.0. Das Projekt DiKomP – Digitale Kompetenz für Pflegekräfte und Menschen mit Pflegebedarf – beschäftigt sich damit, welche digitalen Kompetenzen in der Pflege benötigt werden und wie wir sie vermitteln können.

Videotelefonie via Tablet mit einer Pflegekraft.

Warum Pflege 4.0?

Pflegenotstand und demografischer Wandel sind die Stichworte, die die Herausforderungen in der Pflege beschreiben. Digitale Technologien können die Arbeit der Pflegekräfte erleichtern und Menschen mit Pflegebedarf in ihrer selbständigen Lebensweise unterstützen. Spezifische Software für die Pflegedokumentation, Tablets im Einsatz bei der ambulanten Pflege und automatische Sturzerkennung sind nur einige Beispiele für den Einsatz von Technologien. Oft wird jedoch im Pflegealltag der Nutzen nicht erkannt, und die Einarbeitung sowie der Umgang mit diesen Tools fällt schwer. Pflege wird im Allgemeinen nicht mit Digitaler Kompetenz oder neudeutsch „Digital Literacy“ verbunden, obwohl dies mehr und mehr gefordert wird.

Basis-Evaluation des digitalen Know-hows

Seit April dieses Jahres wird das Projekt DiKomP am Forschungszentrum Human Centred Technologies umgesetzt. Derzeit findet die Basis-Evaluation statt. Mittels Fragebogen erheben wir den aktuellen Stand der digitalen Kompetenz unter den Pflegekräften in verschiedenen Pflegesettings (Akutpflege, Langzeitpflege, ambulante Pflege). In Gruppendiskussionen erfassen wir zusammen mit dem leitenden Pflegepersonal die Anforderungen an digitales Know-How sowie die relevanten Technologien. Unser Augenmerk richtet sich dabei sowohl auf die Software als auch auf die Hardware. Erste Erkenntnisse zeigen, dass sich ältere Menschen mit digitalen Technologien tendenziell schwertun, aber auch die so genannten „Digital Natives“ sind im Umgang mit spezifischer Software und Geräten häufig überfordert.

Ergänzt wird die Basis-Evaluation durch eine Recherche zu den Angeboten, die es, meist auf kommunaler Ebene, bereits gibt, um ältere Menschen bzw. Menschen mit Pflegebedarf und ihre An- und Zugehörigen in Hinsicht auf digitale Fähigkeiten zu schulen.

Entwickeln von Lernunterlagen

Die Ergebnisse dieser Basis-Evaluation bilden die Grundlage für die zu entwickelnden (digitalen) Lernmaterialien. Die Inhalte werden genau auf die Bedürfnisse in der Pflege abgestimmt sein. Das Lernen an der konkreten Software, z.B. zur Pflegedokumentation, soll die Einarbeitung erleichtern. Aber auch Grundlegendes wird behandelt wie Ordnerstruktur, Sinn einer VPN (Virtual Private Network), Datenschutz oder der Umgang mit Fehlermeldungen. Nach ersten Auswertungen erscheint es auch wichtig, allem voran den Sinn und Nutzen des Einsatzes von Digitalen Technologien in der Pflege zu vermitteln. Digital Literacy führt letztlich nicht nur zum kompetenten Umgang mit relevanten Technologien, sondern befähigt auch zur kritischen Auseinandersetzung mit ihnen.

Tatsächlich gibt es bereits eine Vielzahl an Angeboten zur Schulung in IT-Kenntnissen, die sich an ältere Menschen richten. Jedoch sind die Angebote unübersichtlich und wenig bekannt. Angebote, die speziell die Herausforderungen in Betreuung und Pflege fokussieren, gibt es eher wenig. IT-Kenntnisse in genau diesem Bereich sind aber entscheidend, wenn es darum gehen soll, dass Menschen mit Betreuungs- oder Pflegebedarf bzw. ihre An- und Zugehörigen über den Einsatz von digitalen Technologien in ihrer individuellen Situation kompetent entscheiden können. Daher werden konkrete Handlungsempfehlungen für Kommunen und kommunale Anbieter:innen entwickelt.

Grenzüberschreitende Kooperation

Die Forscher:innen der FHV realisieren das Projekt DiKomP mit Partner:innen in Vorarlberg, Bayern und Baden-Württemberg. Der grenzüberschreitende Austausch zwischen Praxispartner:innen und Hochschulen zielt darauf ab, den Stellenwert der Pflege im gesamten Wirtschaftsraum Bodensee zu stärken.

DiKomP ist ein Interreg ABH-Projekt. Es wird aus Mitteln der Europäischen Union zur Förderung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit finanziert.

 

Forschungszentrum Human-Centred Technologies

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Jänner 2024