Ann-Kristin Cordes, Blum Stiftungsprofessorin und Leiterin der Forschungsgruppe Digital Business Transformation, im Gespräch

 

(Ausgabe 1 / 2024) Seit September 2023 bereichert die Blum Stiftungsprofessorin für Digital Business Transformation mit ihrer Forschungsgruppe das Forschungsportfolio der FHV. Unser Gespräch findet im Büro von Ann-Kristin im siebenten Stock des V-Trakts unserer Fachhochschule statt – mit weitem Blick über Dornbirn und in die verschneiten Ausläufer der Alpen.

Porträtfoto von Ann-Kristin Cordes vor grauem Hintergrund | © FHV

Ann-Kristin, du legst in deinem Leben immer mal wieder weite Distanzen zurück, kommst beruflich gerade aus Münster, hattest eine Vertretungsprofessur in Kiel inne und lebst jetzt in Vorarlberg. Wie kam es dazu, dass du dich um die Blum Stiftungsprofessur für Digital Business Transformation an der FHV beworben hast?

Ich hatte die letzten fünf bis sechs Jahre bereits meine Forschung sehr stark auf die Digitalisierung des Mittelstands ausgerichtet. Und digitale Transformation der KMU war der zentrale Fokus der Ausschreibung. Das passte einfach.

Zuvor war ich in Kiel. Ich hatte dort die Professur für Wirtschaftsinformatik und Process Analytics an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel vertreten. Und Kiel – Dornbirn ...nee. Da war klar, ich verlege meinen Wohnort nach Dornbirn.

Eng mit der Stiftungsprofessur ist der Aufbau einer Forschungsgruppe verbunden. Was braucht es aus deiner Sicht, um eine Forschungsgruppe zu gründen?

Ich denke, es braucht einen Mix aus vielen Fähigkeiten. An erster Stelle sicherlich die inhaltliche Expertise, Fachkompetenz und methodische Kompetenz. Aber es bedarf auch anderer Skills wie Netzwerken, Führungskompetenz, auch Offenheit und Kreativität, einen innovativen Geist.

Es geht schließlich darum, digitale Innovation auch zu leben. Dazu braucht es ein ganz breites Spektrum. Wenn ich das selbst nicht könnte, könnte ich niemanden auf diese Reise mitnehmen.

Und wie gestaltet sich nun für dich der Alltag als Stiftungsprofessorin? Wie dürfen wir uns deinen Handlungs(spiel)raum vorstellen?

Die Stiftungsprofessur umfasst Netzwerken, Lehre und Forschung plus die Projektarbeit mit den Unternehmen. Mein Arbeitsalltag ist im Moment allerdings etwas anders gewichtet: Sehr viel Zeit geht in die Lehre und in den Aufbau der Forschungsgruppe. Es geht darum, Mitarbeitende zu finden, den Webauftritt umzusetzen, die Strategie auszuarbeiten.

Die inhaltliche Ausrichtung war von Anfang an klar, aufgrund der Ausschreibung und des Auftrags. Aber natürlich gestaltet sie sich in Facetten weiter. Da darf ich jetzt auf der grünen Wiese aufbauen. Das ist ein Privileg.

Was ist aus deiner Sicht das Besondere an der Forschung der FHV?

Auf jeden Fall die Nähe zur Wirtschaft. Angewandte Forschung habe ich ja immer schon gemacht. Dafür braucht es den Anschluss an die Wirtschaft. Die Nähe ist hier [an der FHV, red. Anm.] schon etwas Besonderes, gerade auch durch die Stifterin, die Firma Blum, die dahinter steht.

Was ist das Besondere der Forschungsgruppe, die du derzeit aufbaust – was zeichnet sie aus?

Entscheidend für mich ist, dass die Forschungsgruppe aus Menschen besteht, die nicht so starr denken, sondern out of the box. Menschen, denen du anmerkst: Sie gehen selbst aus ihrer Komfortzone raus, bringen ihren kreativen Freigeist mit. Und sie wissen, was Innovation und Transformation heißt. Es sind Menschen, die diesen Spirit von lebenslangem Lernen haben: lernen wollen, wachsen wollen, neugierig sein. Das zeichnet sie aus.

Wie sieht die Zukunft der Disziplinen aus, die die Forschungsgruppe bündelt? Welche Trends beobachtest du in deinem Arbeitsbereich?

Es geht in der Summe um die digitale Innovation von Unternehmen. Da gibt’s viele Facetten, die ich adressiere: beispielsweise datengetriebene Geschäftsmodelle und künstliche Intelligenz, die man nutzen kann, um neue Dienstleistungen und Produkte anzubieten.

Die digitale Transformation führt dazu, dass gewisse Dinge vorbereitet sein müssen: Ich muss erstmal die Prozesse so gestalten, dass das Unternehmen digitalisierungfähig ist. Es geht also um Produkte und Dienstleistungen, um Prozesse, und die dritte Komponente ist natürlich der Mensch: Hier geht es um Change Management, um Führungskultur, um die Fragen, wie binde ich Digital Natives ein, wie werden wir in der Zukunft arbeiten.

Ein ganz großer Trend ist die Entwicklung neuer Technologien in exponenziell zunehmender Geschwindigkeit, sodass immer mehr Unternehmen sich damit auseinandersetzen müssen. Sonst gehen dieser Trend der digitalen Entwicklungen und nicht-digitale Unternehmen wie eine Schere immer weiter auseinander.  

Abschließend, warum begeistern sich junge Wissenschaftler:innen für die Mitarbeit in deiner Forschungsgruppe?

Einerseits ist es sicherlich diese Arbeitskultur des Innovativen und Kreativen, die wir selbst leben. Und andererseits die Kombination der Dinge: Technologie, Forschung, Arbeitsabläufe, Prozesse… Was bedeutet all das zusammen für ein Unternehmen? Wie bekommen wir all das in die Umsetzung? Was wird davon tangiert? Diese gesamthafte Betrachtung und gelebte Kultur sind anziehend und halten unsere Gruppe zusammen.

 

Zur Person:

Ann-Kristin Cordes, 40 Jahre, lebte, lehrte und forschte in Münster und Kiel. Sie studierte BWL an der Universität Bielefeld und promovierte im Fach Wirtschaftsinformatik an der Universität Münster am European Research Center for Information Systems. Seit 2023 ist die gebürtige Herforderin Blum Stiftungsprofessorin und Leiterin der Forschungsgruppe Digital Business Transformation an der FHV. Sie lehrt bei uns im Fachbereich Technik: im B.Sc. Informatik - Digital Innovation und im M.Sc. Wirtschaftsinformatik - Digital Transformation.

Ann-Kristin liebt Veränderungen – Neues kreieren, alte Wege verlassen, Neues entdecken. Darüber hinaus segelt sie leidenschaftliche gerne, fährt Ski und wandert.

 

 

Forschungsgruppe Digital Business Transformation

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Jänner 2024