Holztransporte zur Energiegewinnung nutzen
02.08.2023Ein Elektrofahrzeug, das nie an die Steckdose muss? Ja, das ist möglich, sagen Florian Hilbe und Jakob Woltjer, Studierende im Master Nachhaltige Energiesysteme an der FHV. Und zwar dann, wenn das Fahrzeug beim Abwärtsfahren mehr Gewicht hat als beim Aufwärtsfahren. Als Anwendung sehen sie die Forstwirtschaft: Der Lastwagen fährt leer auf den Berg, lädt oben Holz auf, und muss anschließend mit der Motorbremse die freiwerdende Energie in Abwärme umwandeln. Jakob und Florian sehen darin ein großes Energieeinsparpotential. Ein Elektrofahrzeug kann die Bremsenergie durch Rekuperation in Strom umwandeln. Dieser wird in die Batterie einspeichert und kann bei der nächsten Bergfahrt genutzt werden.
Eigener Prototyp
Jakob Woltjer und Florian Hilbe bauten ein Go-Cart, das den LKW simuliert. Die erste Testfahrt fuhren sie ohne Zuladung nur mit Fahrer aufwärts (170 kg) und luden für die Abfahrt 125 kg zu. Bei der Talfahrt konnten 135 Wh in die Batterie eingespeist werden, immerhin die Hälfte der Energie, die aufwärts gebraucht wurde. Derzeit arbeiten Jakob und Florian an der Optimierung des Antriebsstranges und der Fahrstrategie, sie sehen noch deutliches Verbesserungspotential.
Jakob führt Berechnungen für die reale Anwendung für den Holztransport mit LKWs durch. Er skaliert die Messergebnisse aus der Testfahrt hoch, berücksichtigt dabei die besseren Motorwirkungsgrade eines LKWs sowie die im Verhältnis höhere Zuladung. Jakob ist optimistisch, dass ein LKW ausreichend Energie rekuperieren kann, um nie an die Steckdose zu müssen. Daher haben sie ihr Fahrzeug auch Autarkinator 2000 genannt – ein autarkes Fahrzeug.
Praxisnahe Umsetzung
Florian Hilbe ist bei Hilbe Nahwärme tätig und beschäftigt sich dort tagtäglich mit Holztransporten. Er brachte die Idee ein und überzeugte Jakob Woltjer, der sich bei der Hilti AG mit dem Thema Batterieforschung befasst, sie gemeinsam umzusetzen. Unterstützt von den Projektbetreuern Johannes Wilhelmer (Stadler Rail), Mischa Vogt (resnova gmbh) und Daniel Sadjak (FHV) wurde aus der Idee das Go-Cart. „Die Studierenden haben die potenzielle Energie des Holzes als Energiequelle entdeckt. Sie nutzen diese zur Stromerzeugung, ähnlich wie Speicherkraftwerke die Energie im Wasser in der Turbine zu Strom umwandeln“, erklärt Hochschullehrerin Babette Hebenstreit. „Das Masterstudium gibt Studierenden die Möglichkeit, Ideen wie diese in der Praxis umzusetzen. Die Studierenden lernen am realen Objekt eine ganze Palette an Fähigkeiten für den Arbeitsalltag, vom Lösen technischer Problemstellungen bis zum Projektmanagement“, betont Babette Hebenstreit und fügt hinzu: „Bei guten Ideen ist die FHV auch das Chancenlabor um dranzubleiben, mit der StartUp-Stube können die Studierenden ihre Idee bis zur Unternehmensgründung weiterentwickeln.“
Masterstudium Nachhaltige Energiesysteme
- Berufsbegleitendes Studium
- Lehrveranstaltungen überwiegend Freitag und Samstag
- 4 Semester
- Auslandssemester (optional)
- Sprachen: Deutsch, teils Englisch
- Keine Studiengebühren
Bewerbungszeitraum bis 31. August 2023
Fragen an: technik-master@fhv.at