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Wien hautnah: Eine Exkursion in die Welt der Sozialraumarbeit

22.01.2024
Eine viertägige Exkursion führte die Studierenden des Masterprogramms Soziale Arbeit mit der Vertiefung Sozialraumorientierung nach Wien. Projekte wie das „neunerhaus“ und „VinziRast“, aber auch das gemeinschaftliche Wohnprojekt „Kohlenrutsche“ ermöglichten ein Eintauchen in unterschiedlichen Facetten der Sozialraumarbeit. Eine Stadtführung mit „Shades Tours“ gewährte einen Blick hinter die Kulissen der Stadt und vermittelte ein Gefühl für die Realität der Straße.

Perspektiven für obdachlose und armutsgefährdete Menschen

Zum Auftakt der Exkursion ging es zum „neunerhaus“. Die Initiative hat das Ziel, obdachlosen und armutsgefährdeten Menschen ein selbstbestimmtes und menschenwürdiges Leben mit medizinischer Versorgung, Wohnen und Beratung zu ermöglichen. Vorgestellt wurde das Projekt „Housing First“. Dabei geht es um eine möglichst schnelle Integration von Wohnungslosen in abgeschlossenen und dauerhaften Individualwohnraum mit wohnbegleitenden Hilfen. Bei den Einblicken von Leiterin Claudia Halbartschlager und Peer-Mitarbeiterin Hedi wurde schnell deutlich, wie wichtig es ist, nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern auch soziale Unterstützung und psychosoziale Betreuung anzubieten.

 

Im Mittelpunkt steht die Menschlichkeit

Auch der Verein VinziRast versucht mit unterschiedlichen Projekten, die Lebenssituation Obdachloser nachhaltig zu verbessern. So führte der nächste Programmpunkt die Studierenden in den neunten Bezirk zu „VinziRast-mittendrin“ und einem Gespräch mit Obfrau Veronika Kerres. Im Mittelpunt steht hier das Miteinander in Form von begleitetem Wohnen. So gibt es unter anderem elf WGs mit zwei bis drei Plätzen, welche sich aus mindestens einer obdachlosen Person und eine/r Student:in zusammensetzen.

„Bei einer Führung durch das Gelände konnten wir mit Bewohner:innen und Ehrenamtlichen sprechen. Immer war spürbar, dass Menschlichkeit, Solidarität und Empathie hier wirklich gelebt werden“, schildern die Studierenden ihre Eindrücke.

Das anschließende Mittagessen gab es direkt im gemütlichen Garten des „VinziRast-Lokals „mittendrin“. Ein kleines Restaurant, das hervorragende Küche und Gastlichkeit mit wichtigen sozialen Zielen vereint. Denn Menschen, die am ersten Arbeitsmarkt nicht Fuß fassen konnten, finden eine dauerhafte Anstellung und werden in Küche und Service von ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen unterstützt.

 

Die Schattenseiten einer lebenswerten Stadt

Ein Höhepunkt der Exkursion war zweifelsohne die Stadtführung mit Shades Tours. Es war vor allem ein „Augenöffner“, wenn man bisher mit dem Handlungsfeld der Wohnungs- und Obdachlosenhilfe noch wenig Berührungspunkte hatte. Als Guides arbeiten bei Shades Tours Menschen, die auf unterschiedliche Weise selbst von Armut und Obdachlosigkeit, Flucht und Integration sowie Sucht und Drogen betroffen sind.

Die Studierenden der FHV entdeckten mit Guide Josef, was ein Leben auf den Straßen Wiens bedeutet. Humorvoll und zugleich ernst und eindrucksvoll schilderte er, wie es dazu kam, dass er selbst zweimal von Obdach- bzw. Wohnungslosigkeit betroffen war. So lernten die Studieren eine ganz andere Seite Wiens kennen und auch, mit welchen Herausforderungen obdachlose Menschen in einer der lebenswertesten Städte der Welt konfrontiert sind.

Zum Abschluss des Tages ging es noch an die FH Campus Wien. Im Rahmen einer Lehrveranstaltung und im Austausch mit den Studierenden, die dort den berufsbegleitenden Master absolvieren, wurden aktuelle Sozialraum-Projekte in Wien diskutiert.

 

Wie wollen wir in Zukunft wohnen?

Zum Abschluss führte die Exkursion in das Nordbahnviertel im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Das Wohnprojekt Kohlenrutsche, ein freistehendes Haus mit 33 Wohnungen und vielen Gemeinschaftsräume, lud ein, in die Welt des gemeinschaftlichen Wohnens einzutauchen. Auf den ersten Blick scheint die Zielgruppe dieses Wohnprojekts des Vereins Andres Wohnen, im Kontrast zu den Begegnungen und Menschen der letzten Tage zu stehen. Doch auf einen zweiten Blick wird klar, dass auch hier soziale Zielsetzungen eine Rolle spielen.

So gibt es zwei sogenannte Jokerwohnungen, die von der Caritas günstig an Geflüchtete vergeben werden. Weiters ist eine inklusive Wohngemeinschaft integriert, in der vier Studierende gemeinsam mit fünf Menschen mit Lernschwierigkeiten leben. Es war spannend zu sehen, welche Wirkung Architektur auf das Erleben von Gemeinschaft haben kann und wie ein solches Projekt, neue Impulse für das Wohnen von morgen gibt.

 

Inspirierend und motivierend, aber auch berührend waren die Tage in Wien für die FHV-Studierenden. So sind sie sich einig, dass die Exkursion in jedem Fall eine bereichernde Erfahrung war, die gezeigt hat, wie vielfältig und spannend die Welt der Sozialraumarbeit ist. Zurückgekehrt sind sie mit einem tiefen Verständnis für die Bedeutung der Sozialarbeit und vielen neuen Eindrücken aus der Hauptstadt, die sie in ihre eigenen Sozialräume übertragen möchten.

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