Alumni-Interview: 5 Fragen an Richard Dür
06.12.2022Name, Alter: | Richard Dür, 46 |
Beruf, Unternehmen: | Ausbildungsleiter, illwerke vkw |
Studium: | iTec – Information and Communication Engineering (2004) |
Was fasziniert dich an deinem Beruf besonders? Was würdest du gerne ändern?
Ich bin für circa 100 Lehrlinge und zwölf Ausbilder:innen in zehn Lehrberufen verantwortlich. Die Vielfalt an Tätigkeiten im Unternehmen und darüber hinaus fasziniert mich. Die Lehrausbildung und meine Arbeit als Ausbildungsleiter passieren auf einer taktischen und einer strategischen Ebene: im Unternehmen, auf Landes- bzw. Bundesebene in Form von Weiterbildungsprogrammen, Förderungen und Netzwerken sowie die strategische Entwicklung von Berufsbildern, Lehrberufen und Abschlüssen.
Als Ausbildungsleiter kann man sehr autonom agieren. Ein Lehrbetrieb will seinen jüngsten Mitarbeiter:innen die beste Ausbildung bieten und sie nach der Ausbildung im Unternehmen halten. Dafür muss man am Stand der Technik ausbilden, in die fachliche Ausbildung und Persönlichkeitsentwicklung der Lehrlinge, in modernste Werkzeuge und Maschinen sowie in die stete Weiterbildung der Ausbilder:innen investieren.
Leider hat die Lehrausbildung immer noch das verstaubte Bild wie vor 30 Jahren. Vielen ist nicht bewusst, was die Lehrausbildung heute leistet. Ich möchte einen Beitrag leisten, dieses Bild richtigzustellen.
Welche Kenntnisse konntest du an der FHV erwerben, die für dich in der jetzigen Tätigkeit besonders wertvoll sind?
Im Studium ist man mit großen Stoffgebieten konfrontiert, die man selbstständig durcharbeiten, die Kernpunkte extrahieren und die Konzepte verstehen muss. Auch während meiner gesamten Berufslaufbahn war es immer so, dass ich mich selbstständig in neue Themen einarbeiten musste. Die Lern- und Arbeitsweise im Studium ist sicherlich das Wichtigste, das ich aus dieser Zeit mitnehmen konnte. Daneben war mir immer wichtig, das Gelernte unmittelbar in der Arbeitswelt einsetzen zu können. Es geht um Können und nicht um Wissen. Dafür eignete sich das FHV-Studium ideal und darin sehe ich auch den großen Vorteil einer Lehrausbildung.
Welchen Tipp würdest du jungen Studierenden mit auf ihren Weg geben?
Ich rate jedem jungen Menschen an, sich sehr gut zu überlegen, was man wirklich machen möchte, wo die Neigungen und Interessen liegen, wo man seine Stärken hat. Jede:r sollte das lernen, was einen interessiert und nicht, was die Eltern oder Lehrer gerne hätten. Wenn man sich richtig entscheidet, hält man auch in schwierigeren Zeiten eher durch – diese Erfahrung mache ich tagtäglich. Des Weiteren glaube ich, dass Berufserfahrung während des Studiums der wichtigste Türöffner zu den Top-Jobs ist. Es zeigt auch, wie man mit einer Doppelbelastung umgehen kann.
Welche Skills gewinnen deiner Meinung nach in Zukunft an Bedeutung?
Ich befasse mich in meiner Arbeit sehr eindringlich mit dieser Frage. Neben einer guten fachlichen Ausbildung nimmt vor allem die Bedeutung der Selbst- und Sozialkompetenz zu. Daher wird es immer wichtiger, dass man seine Stärken kennt und diese im Beruf zum Einsatz bringen kann. Man sollte sich bewusst mit sich selbst auseinandersetzen. Auch im Rahmen der Lehrausbildung nimmt die Persönlichkeitsentwicklung einen wesentlichen Teil ein.
Welche Berührungspunkte gibt es zwischen der FHV und der Lehrausbildung der illwerke vkw?
Da fallen mir sofort drei Beispiele ein: Im September startete die Lehrausbildung am Standort Vandans ein Projekt mit der Digital Factory Vorarlberg. Es geht um eine cloudbasierte on-demand-Fertigung mittels standortunabhängiger Maschinen und Anlagen. Für die Auswahl der Maschinen und Priorisierung der Fertigungsaufträge sollen unter anderem der Energieverbrauch der Fertigung und der aktuelle Energiepreis berücksichtigt werden. An diesem Projekt arbeiten Student:innen gemeinsam mit Lehrlingen.
Im Lehrberuf Applikationsentwicklung – Coding findet derzeit an der FHV ein zehnwöchiger Einführungskurs in die Programmierung für Lehrlinge aus dem ersten Lehrjahr statt. Mit dabei sind neben der illwerke vkw auch noch andere Vorarlberger Unternehmen.
Vergangenes Jahr realisierte ein Elektrotechnik-Student der FHV ein tolles Projekt mit zwei unserer Elektrotechnik-Lehrlinge. Gemeinsam entwickelten sie eine Taupunktsteuerung für schwitzende Keller. Mittels Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren wurde der Taupunkt berechnet, um das Fenster automatisch zu öffnen oder einen Ventilator einzuschalten. Für die manuelle Steuerung programmierten die jungen Expert:innen eine App. Ein Prototyp ist in einer Wohnanlage in Dornbirn im Einsatz.