Serious Gaming ermöglicht es, die Realität zu simulieren und alternative Zukunftsszenarien durchzuspielen. Am Dienstag, den 9. April hält Ivo Wenzler, Professor für Serious Gaming an der NHL Stenden University of Applied Sciences, eine englische Keynote zum Thema. Anmeldungen sind über diesen Link noch möglich.
Serious Gaming bezeichnet den Einsatz von Spielen für ernsthafte Zwecke, jenseits von reinem Unterhaltungswert. Diese Anwendungen kommen in Bereichen wie Bildung, Teamtraining, Gesundheitswesen, Unternehmens-, Militär- und Regierungssimulationen sowie bei Problemlösungsszenarien zum Einsatz. „Serious Gaming eröffnet die Möglichkeit, in einer fehlerfreundlichen Umwelt zu lernen und Zusammenhänge zu erkennen. Ausgehend vom eigenen Handeln und den getroffenen Fehlentscheidungen beim Testszenario werden diese im Ernstfall minimiert“, gibt Willy C. Kriz, Hochschullehrer für Führung und Leiter des Centers for Business Management Simulation, Serious Gaming and Gamification (CSG) an der FHV, einen Einblick.
Vorbereitung auf Krisen
„Im Unternehmenskontext wird Serious Gaming auf vielfältige Weise eingesetzt, darunter im Führungskräftetraining, im Change Management, im Team-Building, in der Rekrutierung oder der strategischen Planung“, erläutert Kriz. Ein konkretes Beispiel ist die Vorbereitung von Führungskräften und ihren Teams auf Krisensituationen. Während der Anwendung von Serious Games treffen die Teilnehmenden wichtige Entscheidungen und lernen, mit deren Auswirkungen umzugehen. Dadurch verbessern sie ihre Fähigkeiten im Krisenmanagement und bereiten sich auf reale Szenarien vor. „Wichtig ist dabei das Debriefing, also die Nachbearbeitung und Reflexion der Spielsituationen. Damit keine Fehlkonzepte entstehen, öffnen wir die Black Box des Spiels. Nur so werden die Zusammenhänge reflektiert. Das Spiel kann auch frustrierend sein, weil eben Fehler passieren. Das löst Emotionen aus und benötigt Aufarbeitung“, betont der Experte, der sich in seiner Forschungsarbeit dem Thema Debriefing widmet.
Transformationsprozess durchspielen
Scheitern ist beim Spielen erwünscht. Durch den Einsatz von Serious Games sind die Beteiligten nah an der Praxis. „Beispielsweise beim Durchspielen eines digitalen Transformationsprozesses. Aufbauend auf den Erfahrungen und auch den getroffenen Fehlentscheidungen in der Simulation nehmen die Beteiligten die Erkenntnisse als Transfer in den echten Prozess mit“, erläutert Kriz. Auch in der Hochschullehre an der FHV wird Serious Gaming als Managementmethode eingesetzt und vermittelt den Studierenden beispielsweise die Grundlagen des Unternehmertums. Sie gründen und leiten virtuelle Unternehmen, treffen Entscheidungen über Produktion, Marketing und Finanzen und erleben die Auswirkungen auf den Erfolg ihrer Firma. „Die Studierenden sammeln damit Erfahrungen ganz nah an der Praxis und doch in einem sicheren Raum“, unterstreicht Kriz die Vorteile.